Die Handgranate des Heinrich Brüsselbach
Es
war im Jahre 1946. Der Krieg war endlich vorbei. Die Burbacher
konnten wieder einigermaßen ihrer Arbeit nachgehen. So auch Heinrich
Brüsselbach, oder auch Hicks Hein genannt. Wer kannte ihn nicht. Er
war ein angesehener, lebenslustiger und mit allen Wassern
gewaschener Bürger. Immer zu Streichen aufgelegt. Doch dann im
Sommer 1946: da geriet Hicks Hein doch ganz arg in Not. Er arbeitete
wie gewohnt in seinem Garten am heutigen Hürther Weg. Er grub an
einem Gebüsch, etwa einen Spatenstich tief, plötzlich eine
Stielhandgranate aus. Heinrich Brüsselbach dachte: „Was mache ich
damit?“ Kampfmittelräumdienst gab es noch nicht. Polizist
Frischleder aus Gleuel war nicht erreichbar, und die Feuerwehr hatte
sicherlich anderes zu tun. Ohm Hein dachte: „Die entschärfe ich
selber.“ Er nahm die Handgranate in die Hand, machte sie scharf -
zählte 21-22-23 - und warf sie weg. Doch an etwas hatte Hicks Hein
nicht gedacht: An seinen Hund Trix! Dieser rannte sofort los und
holte die Handgranate wieder zurück. Ohm Hein, der die gefährliche
Situation sofort erkannte, wollte sich auch gleich in Sicherheit
bringen. Doch Trix rannte hinter ihm her. Ohm Hein, der außerdem
auch stark gehbehindert war, rannte und rannte. Die Zunge hing ihm
schon bis an die Knie. Nach der 23. Runde durch den Garten dachte
er: "Die deiht et bestimmt net mieh". So war es dann auch.
Die Sau mit den zwei Schwänzen
Auf
welche sonderbaren Ideen die Burbacher während des Zweiten
Weltkriegs kamen, zeigt folgende Geschichte:
Die Lebensmittel waren rationalisiert und es
gab die berühmten Lebensmittelkarten. Wenn nun jemand ein Schwein
schlachten wollte, musste dies angemeldet werden. Daraufhin wurde
demjenigen logischerweise die Fleischzuteilung gekürzt oder sogar
gestrichen. Die Kontrolle über die Hausschlachtungen oblag dem
amtlichen Trichinenbeschauer, der auch gleichzeitig für die
Kürzungen der Fleischzuteilung zuständig war. Der Burbacher Mathias
Klein (Öle Mattes) wollte jedoch zwei Schweine schlachten, aber so,
dass der Trichinenbeschauer Faßbender aus Hürth nichts merken
sollte.
Wie aber war sicherzustellen, dass das zweite
Schwein auch trichinenfrei war? Er kam auf die Idee, dem
Trichinenbeschauer zwei gleich große Schweinehälften zu zeigen. So
zu sagen, von jedem Schwein eine Hälfte. Der Trichinenbeschauer kam,
und als er sich die beiden Schweinehälften vornehmen wollte, war
seine Verblüffung groß. Eine Sau mit zwei Schwänzen. Das hatte er in
seinem ganzen Berufsleben noch nicht gesehen. Hatte Öle Mattes doch
irrtümlicherweise eine falsche Hälfte versteckt! Die Erklärungsnot
war sicherlich riesengroß. Dass die Angelegenheit dennoch glimpflich
über die Bühne ging, wird Öle Mattes viele gute Worte und einige
Kilo Fleisch gekostet haben.
Zeichnungen von Ernst Nenner